Lebenslauf

1973-1975

Umzug nach Syrien (Homs)

1987 -1990

Ausbildung zur Schneiderin bei Toni Gard in Düsseldorf

1991-1997

Kunststudium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Jan Dibbets (Malerei) und Nan Hoover (Foto/Video)

1997

Diplomabschluss Kunstakademie Düsseldorf

2000-2001

Studienaufenthalt in Lewisburg-Pennsylvania USA

lebt und arbeitet in Düsseldorf

Interview über die künstlerische Arbeit

Wie vielschichtig oder abgründig kann das Leben sein? oder der Versuch einer Annäherung an die künstlerische Arbeit von Aischa Sabbouh-Eggert
Interview zwischen Ursula Ströbele und Brigitte Avesing

U: Beschreibung der Zeichnungen von Aischa Sabbouh-Eggert:
B: Das ist eine Auto-Illustration. Eine reflexive Arbeit. Eine Reflexionsarbeit.Sie reflektiert das, was sie bewegt, was sie umtreibt.Es hat was von Alltäglichkeit, aber gehobene Alltäglichkeit. Sobald du etwas reflektierst, wird´s gehobener Alltag.

U: Ist es eine Art Tagebuch?
B: Ich würde es akzeptieren als Tagebuch. 

U: Wir hatten damals gesagt, dass es tagebuchartig bleiben soll, dass nichts aussortiert werden soll. Was war das Argument?
Das persönliche Element war das Argument. Weil, das Persönliche ist die Legitimation. Weil du Alleinexperte auf diesem Gebiet bist und eine Alleinstellung dort hast. D.h., keiner kann dir das nachmachen - und das macht das Ganze wertvoll. Du musst nicht drüber nachdenken, was es wertig macht, sondern du gibst ihm den Wert, indem nur du allein es machen kannst.

U: Ist es damit auch ein Wert für die Gesellschaft?
B: Es ist immer auch ein Wert für die Gesellschaft, natürlich. Weil es eine friedliche Arbeit ist. Es ist eine kultivierte Arbeit.Wenn noch viel mehr Leute reflektieren würden, was sie tun und was sich in ihrem Leben abspielt, das wäre doch wunderbar. Es würde vielleicht einige Menschen in den Abgrund treiben, weil sie dann was sehen würden, was sie vorher eher haben übersehen wollen.Es hat natürlich auch Abgründe, wenn man etwas reflektiert.Wenn du dir was aufschreibst, ist es auch manchmal etwas gemogelt. Du denkst erst, das wär´s. Aber du hast immer noch etwas im Hinterhalt, was du nicht gerne aufschreibst. Da bin ich mir sicher, dass keiner so grundehrlich ist, dass er einem Blatt gegenüber, das er anderen danach zeigt, grundehrlich ist. Da ist immer so ein Kann-ich-es-dem-Blatt-auch-anvertrauen-Filter. Klar, es ist immer noch mehr rauszuholen, bei so einer Arbeit. Wenn man immer das rausholen würde, was man könnte oder müsste, und wirklich jedes Problem angriffe, dann würden sich viele Leute eher in ein Unglück stürzen, weil, das macht einen wahnsinnig. Schonungslose Ehrlichkeit macht wahnsinnig.Es ist immer gefährlich, wenn man sich über was klar wird, vor allem, wenn man ein grenzwertiges Leben führt, nicht wahr?


U: Kann man einer künstlerischen Arbeit mehr Ernst verleihen, durch einen Text?
B: Wem willst du denn vorschreiben, etwas ernst zu nehmen? Was macht etwas ernst? Ein wissenschaftlicher Ansatz, ein besonders radikaler Ansatz? Nein, du kannst ja nicht eine Strategie fahren. Man schreibt etwas dazu und wird dann ernster genommen - das ist ja strategisch gedacht, oder?Als Künstler hat man den Bedarf nach Geltung. Will ernstgenommen, wahrgenommen werden. Muss man da ein Bedarfsschreiben einreichen? Das den Zweck erfüllt, einen in den Stand der Ernsthaftigkeit zu setzen?Man kann sein Leben ja nicht neu schreiben.Wenn das, was man macht, in seiner Ernsthaftigkeit nicht begriffen wird, aufgrund der Art, wie man´s darstellt, dann muss man sich Gedanken darüber machen.Der Sloterdijkt hat das Buch geschrieben: "Ich muss mein Leben ändern."


U: Wie soll man das machen?
B: Ich bin ja kein Scheiß-Ratgeber, aber ich könnte mir vorstellen: Morgens hinsetzen, 2 Seiten schreiben: Was möchte ich eigentlich? Vielleicht kann man ja damit anfangen. Mit Absichtserklärungen, Willenserklärungen. Bestandsaufnahme.


U: Was gibt´s noch zu sagen?
B: Sie lebt das Leben einer Künstlerin, indem sie Risikobereitschaft zeigt. Sie hat 3 Kinder in die Welt gesetzt - die sehr viel Aufmerksamkeit beansprucht haben. Das ganze Alltagsleben beansprucht haben. Das darf man nicht unterschätzen.Das haben wir damals in der Akademie gelernt: Erst einkaufen, sattwerden und dann überlegen: Will ich jetzt noch malen? Oder direkt ins Bett?Man soll den Alltag nicht unterschätzen. Man braucht ja nicht in dieser Produktivitätsschiene denken, dass nur Leistung und nur Arbeit zählt. Nur Fleiß und Schweiß. Und dass man in jungen Jahren sein Werk schaffen muss. Es gibt Menschen, die haben im Alter zwei Jahre was geschafft und damit ihren ganzen Weltruhm begründet.